Am 20. November 1929 wurde in der Dresdner Herz-Jesu-Kirche die am Vortag geborene Ursula Heidrich getauft. Eine zunehmende spastische Lähmung der Beine hinderte das Mädchen daran, Laufen zu lernen. Im Alter von sechs Jahren wurde Ursula in Verantwortung des Dresdner Stadtwohlfahrtamtes in den Katharinenhof Großhenners¬dorf, eine Einrichtung der Inneren Mission, eingewiesen.
Ab dem Herbst 1939 organisierten zentrale Dienststellen der NSDAP die systematische Tötung Kranker und Behinderter, insbesondere um Lazarettraum für die Wehrmacht frei zu machen. In den folgenden Monaten wurden alle Insassen von Behindertenheimen überprüft und für die Tötung selektiert. Ursula Heidrich entging der Ermordung zunächst, während der größte Teil der Bewohner des Katharinenhofes in der Tötungsanstalt Pirna-Sonnenstein vergast wurde. Nach dem Abschluss der Massen-Vergasungen im August 1941 führte man die Ermordungsaktion bis zum Kriegsende dezentral und verdeckt in ausgewählten Kranken- und Pflegeanstalten fort.
Zu diesen gehörte auch die sächsische Landesanstalt Großschweidnitz, wohin Ursula Heidrich 1943 verlegt wurde. In den Jahren zuvor hatte das empfindsame, fröhliche Mädchen Lesen und Schreiben gelernt. In Großschweidnitz wurde sie auf ihren Wunsch hin konfirmiert.
Im Februar 1945 wurde Ursula in der Landesanstalt getötet. Nachdem fortlaufende Mangelernährung ihre Abwehrkräfte geschwächt hatte verabreichte man ihr hoch dosierte Schlafmittel, mit denen die Husten- und Schluckreflexe gelähmt wurden. So konnte rasch eine künstliche Lungenentzündung erzeugt werden. Am 14. Februar 1945 trat hohes Fieber ein, am 19. Februar 1945 starb Ursula Heidrich.
Markiert 2006