Nach dem 13. Februar 1945 lag das spätbarock-klassizistische Landhaus wie Hunderte weitere Baudenkmale der Dresdner Innenstadt in Trümmern. Auch vom großartigen Treppenhaus blieben nur Umfassungsmauern, deren leere Fensteröffnungen auf den einstigen Ehrenhof wiesen. Dessen prachtvolles Portal, das fast unbeschädigt geblieben war, stand 1957 dem Ausbau der Wilsdruffer Straße zur Verkehrsmagistrale und Aufmarschstraße für Großkundge-bungen im Wege, wurde abgetragen und zum Park Großsedlitz versetzt. Sechs Jahre später begann der Wiederaufbau des Landhauses als Stadtmuseum. Die Ruinen der wertvollen historischen Bauten in den Straßen ringsum waren zu diesem Zeitpunkt längst aufgegeben, abgerissen und abgefahren.
Solcherart Rückgewinn, Verlust und Verschiebung erwiesen sich als typisch für den Wiederaufbau des Dresdner Stadtzentrums. Das Beräumen der 15 Quadratkilometer großen Trümmerlandschaft und der langsame Neubau wurden von den praktischen Notwendigkeiten der schwierigen Nachkriegszeit bestimmt und von der Vision eines »Neuen Dresden« geleitet – entstanden aus den modernen städtebaulichen Überzeugungen der Zeit und den gesellschaftlichen Dogmen der Politbürokratie gleichermaßen. Im Ergebnis verschwanden mit der Großflächenentrümmerung die Reste des historischen Stadtzentrums weitgehend. Etwa zwei Dutzend der wertvollsten Baudenkmale wurden vom Abriß ausgespart und entsprechend der wirtschaftlichen Möglichkeiten wieder aufgebaut.
Die Dresdner begleiteten dies leidenschaftlich und maßen die Ergebnisse des Wiederaufbaus am Ideal ihrer Erinnerung – dem »Alten Dresden«. Im Februar 1945 war die Mehrzahl jener Orte verloren gegangen, in denen sich das Selbstverständnis der Stadt symbolisierte. So ist das hartnäckige Bemühen um ein Rückgewinnen des verlorenen Stadtbildes ein Versuch, den katastrophalen Identitätsverlust der Zerstörung Dresdens zu überwinden.
Markierung 2007